Bericht zum 1. Workshop des AK am 13. und 14. September 2018

Qualitative Methoden in der Netzwerkforschung

Konstitutive Tagung des Arbeitskreises Qualitative Methoden in der Netzwerkforschung der Deutschen Gesellschaft für Netzwerkforschung (DGNet) am 13. und 14. September 2018 am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Regensburger Str. 100 E010, 90478 Nürnberg

Qualitative Methoden und gemischt-methodische Ansätze sind von jeher ein wichtiger Teil der Netzwerkforschung, wenngleich sie lange Zeit nicht im Zentrum der Methodenentwicklung standen. Seit einigen Jahren wächst jedoch ein lebhafter werdender Diskurszusammenhang, der den Wert qualitativer Verfahren der Datenerhebung und -auswertung für die Netzwerkforschung betont und der neue Wege bei der Verknüpfung verschiedener Datenformate, Methoden und Methodologien beschreitet. Die zweitägige Tagung des Arbeitskreises „Qualitative Methoden in der Netzwerkforschung“ der DGNet am 13. und 14. September in Nürnberg hat diesen Diskurs zur qualitativen Netzwerkforschung aufgegriffen. Zu insgesamt zwölf Vorträgen kamen Forschende aus unterschiedlichen Disziplinen zusammen, darunter Vertreter*innen der Wirtschafswissenschaften, Soziologie, Erziehungswissenschaften, Philosophie und Religionswissenschaften.

Im Eröffnungsvortrag der Veranstaltung sprach sich Christian Stegbauer für die Berücksichtigung der Situation als konstitutiver Einheit von Netzwerken aus. Zur Verdeutlichung rekurrierte er auf eine mikrosoziologische Studie von Weinproben. Die nachfolgenden Vorträge wurden zu insgesamt fünf Themenschwerpunkten zusammengefasst (s. das Programm der Tagung), die nun kursorisch vorgestellt werden sollen: Ein Schwerpunkt formierte sich um den Einsatz visueller Methoden in der Netzwerkforschung. Hier präsentierten Andrea Dlugosch und Lea Thönnes eine videobasierte qualitative Methode zur Erhebung und Auswertung von Netzwerkdaten. Mir ihrer ViQuaNet-Methode entwickeln sie gängige visuelle Ansätze im Anschluss an sequenz- und videoanalytische Verfahren weiter. Im Schwerpunkt ‚Text und Netzwerk‘ stellte Julia Thibaut ihre Studie zu einer Organisation zur ehrenamtlichen Unterstützung von Geflüchteten durch Patenschaften vor. Dabei zeigte sie u.a. wie sich Netzwerke und soziale Medien in einer ethnographisch-netzwerkanalytischen Studie zusammendenken lassen. Im Schwerpunkt „Method(olog)ische Reflexionen“ vermaßen Christopf Heckwolf und Matthias Dorgeist das Spannungsfeld zwischen interpretativem und netzwerkanalytischem Paradigma, in dem man sich bei der Auswertung von narrativen Interviews bewegt. Ihr Interesse galt dabei insbesondere der Frage, wie man die Vorteile der qualitativen Herangehensweise nutzen könne ohne dabei die Vorteile der formalen Netzwerkanalyse aufgeben zu müssen.

An dieser Frage setzte auch der fünfte und letzte Themenschwerpunkt der Tagung zum Verhältnis von formaler und verstehender Netzwerkanalyse an. Einblicke in die Entwicklung eines Visualisierungsprogramms dynamischer, relationaler Daten gab Florian Windhager. Im diesem Zusammenhang wurde die Frage diskutiert, inwieweit die multiperspektivische und dreidimensionale Darstellung von diachronen Netzwerken für die Analyse und Ergebnisdarstellung qualitativer Netzwerkanalyse hilfreich sein könnten. Neben den Fachvorträgen fand auf der Tagung auch die konstituierende Sitzung des Arbeitskreises statt. In der Sitzung wurde ein Kümmerkreis aus insgesamt sechs Personen und einem Sprecher eingerichtet und die Planung künftiger Tagungen in Angriff genommen.

Edgar Hirschmann und Stefan Bernhard